Erfolgreich auf dem Weg zur Konzertreife

XXIII. Internationaler Kammermusikkurs an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler

Die ereignisreichen Tage nach dem Abschluss des Wintersemesters an der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule werden unvergessen bleiben. Zum 23 Mal fand im Marstall am Schlossplatz einer der internationalen Kammermusikkurse statt, mit denen sich die 1950 im Ostteil Berlins gegründete Musikhochschule nach dem Fall der Mauer von Jahr zu Jahr wachsendes internationales Ansehen erwerben konnte.

Diesmal hatten sich 23 junge Musiker aus den verschiedensten Ländern, zumeist Studenten fortgeschrittener Ausbildung nicht nur der Berliner Hochschulen, in fünf großenteils erst in jüngster Zeit ins Leben gerufenen Streichquartetten und einem Streichtrio zusammengefunden. Sie arbeiteten unter der Leitung von drei Professoren, Eberhard Feltz, Rainer Schmitt und Michael Vogler, in jeweils sechs Runden von 90 Minuten Dauer an Werken von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johannes Brahms, Max Reger, Béla Bartók, Erwin Schulhoff, Dmitri Schostakowitsch, Benjamin Britten, Henri Dutilleux und Bernd Alois Zimmermann.

Bemerkenswert war, dass jedes der sechs Ensembles Gelegenheit hatte, mit sämtlichen Professoren zusammenzuarbeiten, und dadurch Impulse aus nicht nur einer Richtung erhielt. Bei einzelnen Ensembles war schon in den ersten Runden nahezu Konzertreife zu erleben. Aber auch sie konnten ihre Interpretationen unter der nicht nur einfühlsamen, sondern mitunter geradezu packenden, mitreißenden, wenn auch bisweilen sehr unterschiedlichen Leitung der drei Mentoren noch ganz wesentlich bereichern und vertiefen. So wurde das Abschlusskonzert zu einem tief beglückenden Ereignis.

Als eindeutiger primus inter pares bewährte sich das aus Köln angereiste Schumann-Quartett. Mit gutem Grund war es im Finale mit zwei vollständigen Werken zu erleben, Schostakowitschs Quartett Nr. 1 op. 49 und einem frühen Werk Franz Schuberts. Man wird das Ensemble im Gedächtnis behalten müssen. Es trägt seinen Namen allerdings nicht im Gedenken an Robert Schumann, sondern nach den drei Brüdern, Erik, Ken und Mark Schumann, die die beiden Violinen und das Violoncello spielen. Für die Bratsche konnten sie eine Kommilitonin aus der estnischen Metropole Tallinn, Liisa Randalu, als ebenbürtige Partnerin gewinnen.

Nicht vergessen werden dürfen aber auch die weiteren Ensembles. Das Furiant Quartett, das sich aus jungen südosteuropäischen Musikern zusammensetzt, wagte sich an Britten und Schulhoff. Das Trio Amun aus Hannover war mit Werken von Mozart und Reger zu erleben, das in Zaragossa beheimatete Cuarteto Klimt mit Haydn, Schubert und Bartók. Das zwei Jahre an der Eisler-Hochschule ausgebildete Klee Quartett aus Japan, das im November des vergangenen Jahres bereits beim Pergamenschikow-Wettbewerb sehr nachhaltig auf sich aufmerksam machte, stellte Haydn dem im vergangenen Jahrhundert vielbeachteten Franzosen Dutilleux gegenüber, und das aus Jekaterinburg im Ural stammende Nairi Quartett fand einen erstaunlichen Zugang zu Haydn und Brahms.

 

Wolfgang Hanke

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