16. Internationales Orgel- und Kammermusik-Festival in Lubsko und Forst (Lausitz)

Festliche Musik aus fünf Jahrhunderten: Packende Eindrücke vom 16. Internationalen Orgel- und Kammermusik-Festival in Lubsko und Forst (Lausitz)

Bereits zum 16. Mal lud die kleine, aber geschichtlich nicht unbedeutende polnische Stadt Lubsko, das einstige Sommerfeld, nur etwa 25 Kilometer von der Neißegrenze entfernt, in der zweiten Augusthälfte zu einem Internationalen Orgel- und Kammermusik-Festival ein. In vier Konzerten waren wiederum herausragende Interpretinnen und Interpreten zu erleben, die mit einer einzigen Ausnahme, dem sächsischen Organisten, Dirigenten und Komponisten Franns-Wilfrid von Promnitzau, in Polen beheimatet sind. Eröffnet wurde das Festival erstmals diesseits der Neiße, in der St. Nikolaikirche am Marktplatz von Forst (Lausitz), dem Zentrum des Spree-Neiße-Kreises. Zwei junge Künstlerinnen aus Poznan, Natalia Hyzak und Aleksandra Bryla, bewährten sich hier mit drei der sechs Sonaten für Cembalo und Violine von Johann Sebastian Bach. Der bereits erwähnte Gast aus Sachsen spielte an der Eule-Orgel gleichfalls Werke von Bach und ein selten zu hörendes Solo von Georg Philipp Telemann.

Die drei weiteren Konzerte fanden in der gotischen Pfarrkirche Mariä Heimsuchung von Lubsko statt, dem wohl eindrucksvollsten historischen Bauwerk des am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend unzerstört gebliebenen mittelalterlichen Stadtzentrums. Im ersten der beiden Kammerkonzerte stellte ein Bläsertrio aus Krakau mit Marek Mleczko (Oboe), Pawel Solecki (Fagott) und Roman Witaszek (Klarinette) einem Bach-Arrange-ment Werke von Jacques Ibert und dem polnischen Gegenwartskomponisten Krzesimir Debski gegenüber. Franns Wilfrid von Promnitzau umrahmte ein Spätwerk von Mozart mit zwei Kompositionen des einstigen Stockholmer und Dresdner Hofkapellmeisters Johann Amadeus (Gottlieb) Naumann, für deren Wiederentdeckung er sich sehr nachdrücklich als Präsident der 1991 ins Leben gerufenen Naumann-Gesellschaft einsetzt.

Das zweite Kammerkonzert in Lubsko zeichnete sich durch ein ungewöhnliches Gegenüber aus: Den ersten Teil bestritt Jaroslaw Tarnawski, der seit 2006 an der Musikakademie in Poznan unterrichtet, wo er zuvor selbst seine Studien begann, an der Orgel mit Felix Mendelssohn Bartholdys Sonate über den Choral „Vater unser im Himmelreich“ und Max Regers Choralfantasie „Halleluja! Gott zu loben, bleibe meine Seelenfreud!“. Nach der Pause war das Trio „Sefardix“ mit Jorgos Skolias (Gesang), Marcin Oles (Kontrabass) und dessen Bruder Bartlomiej Brat Oles (Schlagzeug) zu erleben. Wie im Programmheft zu lesen, bot es „eine eindrucksvolle Mischung aus jüdischer Musik, Jazz, metaphysischen Vokalisen asiatischer Herkunft und einer Virtuosität mit multikulturellem, Bezug“.

Die festlichen, wahrhaft mitreißenden Höhepunkte setzten im Abschlusskon-zert die nach ihrer Hauptwirkensstätte benannte Cappella Viridimontana aus Zielona Góra, dem einstigen Grünberg, unter Jerzy Markiewicz mit geistlichen Werken von Claudio Monteverdi und nach der Pause Stanislaw Pielczyk aus Kattowitz an der Orgel mit Alexandre Guilmants packender Sonate in c-moll op. 42 und einer wunderbar einfühlsam musizierten Mozart-Zugabe. Ein sinniger Zufall wollte es, dass der Name des großen italienischen Frühbarockmeisters von seinen sprachlichen Bezügen her in enger Nachbarschaft zu der Heimatstadt des Ensembles steht. Auch er setzt sich aus den Bestandteilen „Berg“ und „grün“ zusammen. Vielleicht betreiben sein Gründer und Leiter wie auch seine Sänger und Instrumentalisten gerade deshalb eine so intensive Pflege von Monteverdis Schaffen.

 

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