Klingendes Komponisten-Porträt Rudolf Mauersbergers: Drei Discs mit Erstaufnahmen, Neueinspielungen und Archivaufnahmen

Rudolf Mauersberger als Komponist: Höhepunkte und Krisen

Der 125. Geburtstag Rudolf Mauersbergers am 29. Januar dieses Jahres gab den Anlass zu einer außergewöhnlichen Ehrung. Der 1992 ins Leben gerufene Förderkreis Dresdner Kreuzchor e.V. würdigt das Gedenkjahr des 25. evangelischen Kreuzkantors mit einer klingenden Überschau über sein reiches kompositorisches Schaffen, das weit über ein halbes Jahrhundert umspannt. Die Initiative ging von einem einstigen Mitglied des Kreuzchores, Gerhardt Uhle, aus, der nach langjähriger Tätigkeit als Gemeindepfarrer und Klinikseelsorger seit 2012 im aktiven Ruhestand in Dresden lebt. Er konnte den Förderverein unter seinem Vorsitzenden, Christoff Andrich, und eine Vielzahl von Chören mit ihren Leitern, die sich der Pflege von Mauersbergers Werken widmen, zu intensiver Mitwirkung gewinnen.

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Hinreißend musizierte Entdeckungen: Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei sang Magnificat

Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei sang unter KMD Konrad Winkler Magnificat-Vertonungen des 17. und 18. Jahrhunderts

Man kann nur mit tiefem Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass eins der packendsten, musikgeschichtlich bedeutungsvollsten Berliner Kirchenkonzerte der letzten Wochen völlig unverdient einen denkbar geringen Zuspruch fand. Erschwerend kam hinzu, dass die Raum-Akustik der Corpus-Christi Kirche unter der schwachen Besetzung der Bankreihen litt. Glücklicherweise waren die von daher nur schwer verständlichen Texte des lateinischen Originals und seiner deutschen Übertragung im Programmblatt abgedruckt und damit ausnahmslos nachvollziehbar. Der von seinem Kantor vorzüglich geschulte Chor, die vier Gesangssolisten Susanne Hammer, Irene Schneider, Volker Nietzke und Tobias Hammer, das Kammerorchester „musica sequenza“ und Dr. Dietmar Hiller an der Truhenorgel hätten aber in jedem Fall eine weitaus größere Zahl  interessierter Zuhörer verdient.

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16. Internationales Orgel- und Kammermusik-Festival in Lubsko und Forst (Lausitz)

Festliche Musik aus fünf Jahrhunderten: Packende Eindrücke vom 16. Internationalen Orgel- und Kammermusik-Festival in Lubsko und Forst (Lausitz)

Bereits zum 16. Mal lud die kleine, aber geschichtlich nicht unbedeutende polnische Stadt Lubsko, das einstige Sommerfeld, nur etwa 25 Kilometer von der Neißegrenze entfernt, in der zweiten Augusthälfte zu einem Internationalen Orgel- und Kammermusik-Festival ein. In vier Konzerten waren wiederum herausragende Interpretinnen und Interpreten zu erleben, die mit einer einzigen Ausnahme, dem sächsischen Organisten, Dirigenten und Komponisten Franns-Wilfrid von Promnitzau, in Polen beheimatet sind. Eröffnet wurde das Festival erstmals diesseits der Neiße, in der St. Nikolaikirche am Marktplatz von Forst (Lausitz), dem Zentrum des Spree-Neiße-Kreises. Zwei junge Künstlerinnen aus Poznan, Natalia Hyzak und Aleksandra Bryla, bewährten sich hier mit drei der sechs Sonaten für Cembalo und Violine von Johann Sebastian Bach. Der bereits erwähnte Gast aus Sachsen spielte an der Eule-Orgel gleichfalls Werke von Bach und ein selten zu hörendes Solo von Georg Philipp Telemann.

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Markus Passion von Reinhard Keiser: Geniales Werk aus dem frühen Umfeld Johann Sebastian Bachs

Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei hinterließ unter KMD Konrad Winkler zwingende Eindrücke mit der Reinhard Keiser zugeschriebenen Markus-Passion

Mit der Ökumenischen Seniorenkantorei besitzt Berlin eine Chorgemeinschaft von ungewöhnlichem Rang. Sie wurde im Januar 2006 von Michael Witt ins Leben gerufen, der im Juli zuvor nach mehr als zwei Jahrzehnten segensreichen Wirkens als Domkapellmeister an der St. Hedwigs-Kathedrale in den aktiven Ruhestand getreten war. Er sammelte um sich noch voll leistungsfähige ehemalige Mitglieder einiger der führenden Berliner Kirchenchöre und konnte sich mit ihnen sehr bald eindrucksvoll nicht nur in Berlin, sondern des öfteren auch auf zum Teil ausgedehnten Chorfahrten in Gottesdiensten und Konzerten hören lassen. Am 21. März 2012 starb er nach langer schwerer Erkrankung im Alter von erst 72 Jahren. Mit Kirchenmusikdirektor Konrad Winkler fand er einen gleichfalls hochbefähigten Nachfolger, der seine Arbeit seit Januar des vergangenen Jahres würdig und ideenreich fortführt. Er war zuvor geraume Zeit als Kantor und Organist an der Friedenskirche in Berlin-Niederschönhausen und Kreiskantor des Kirchenkreises Pankow tätig und konnte umfangreiche Erfahrungen in der kirchenmusikalischen Arbeit, nicht nur mit der jungen Generation, gewinnen. Sein besonderes Interesse gilt der Wiedererschließung selten zu hörender oder gänzlich vergessener Werke der Musica sacra des 17. und 18. Jahrhunderts, die er mit der Seniorenkantorei und leistungsfähigen Musikern packend zum Erklingen bringt.
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Auf der Suche nach dem „wahren Bach“

Das Eisenacher Bachhaus ist erneut mit einer bemerkenswerten Ausstellung im Berliner Dom zu Gast

Das Eisenacher Bachhaus konnte seine umfangreiche Porträtsammlung um eine Kostbarkeit von außergewöhnlichem Rang bereichern: Ein mit höchster Wahrscheinlichkeit authentisches Pastell-Bildnis Johann Sebastian Bachs, bei dem es sich um das lange Zeit verschollen geglaubte Porträt aus dem Besitz seines zweiten Sohnes Carl Philipp Emanuel handeln dürfte, auf das dieser selbst in einem Brief an den Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel hingewiesen hatte. Es tauchte erstmals 1927/28 in der einst berühmten Sammlung des leidenschaftlichen Bach-Fans Manfred Gorke auf, die 1935 fast vollständig in den Besitz der Stadt Leipzig überging und heute zu den Kernbeständen des Leipziger Bach-Archivs gehört.

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Graf von Brühl: Politiker – Gestalter – Diplomat

Bewegende Gedenkveranstaltung zum 250. Todestag des einstigen sächsischen Staatsministers an seiner letzten Ruhestätte in der Forster Stadtkirche St. Nikolai

Es waren zwei tief bewegende Stunden. Eine Gedenkfeierstunde in der Forster Stadtkirche St. Nikolai erinnerte an den Tod des sächsischen Staatsministers Heinrich Reichsgraf von Brühl vor 250 Jahren, am 28. Oktober 1763, acht Monate nach der Beendigung des Siebenjährigen Krieges, der vor allem das damalige Kurfürstentum Sachsen verheerend in Mitleidenschaft gezogen hatte. Seinem eigenen Wunsch entsprechend, hatte der Standesherr der bis 1815 zu Sachsen gehörigen Herrschaft Forst-Pförten seine letzte Ruhestätte in der Gruft der Forster Kirche gefunden, deren Wiederaufbau ihm nach einer fünfzehn Jahre zuvor erfolgten totalen Brandkatastrophe zu danken war. Sein 1905 erneuerter Prunksarg war in den vergangenen Monaten umfassend restauriert worden und stand während des Gedenkkonzerts noch vor dem Altar in unmittelbarer Nähe von Solisten, Chor und Orchester und dem Podium der Referenten. Sieben Tage später, zum gleichen Zeitpunkt wie 1763, wurde er während eines feierlichen Konzerts von Matthias Eisenberg an der Eule-Orgel und dem Sänger Michael Zumpe wieder in die Gruft überführt.

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Beispielloser Glücksfall

Hinreißende neue Akzente in Mühlenbeck mit der genialen jungen Geigerin Elfa Rún Kristinsdóttir aus Island

Es war ein geradezu beispielloser Glücksfall. Buchstäblich in letzter Minute gelang es Konzertmeister Georg Kallweit, für ein wegen schwerer Erkrankung nicht realisierbares Gastspiel der Berliner Akademie für Alte Musik in der Mühlenbecker Dorfkirche einen nicht nur vollwertigen, sondern wahrhaft hinreißenden Ersatz zu finden: einen Duoabend mit der charmanten, wunderbar sensibel, aber auch packend kraftvoll musizierenden jungen isländischen Geigerin Elfa Rún Kristinsdóttir und ihrem Partner Santiago Medina. Sie hatten für ihr Programm höchst einprägsame, zum Teil aber auch sehr humorvolle Werke für zwei Violinen und Violine solo von Georg Philipp Telemann, Johann Paul Westhoff, Jean Marie Leclair und Heinrich Ignaz Franz Biber ausgewählt.

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Faszinierende Klänge

Matthias Eisenberg eröffnete den 4. Uckermärkischen Orgelfrühlingan der restaurierten Schuke-Orgel der Brüssower Sophienkirche

Die Uckermark gibt dem Musikland Brandenburg ein Beispiel. Seit 2010 veranstaltet sie alljährlich von Ende Mai bis Anfang/Mitte Juni ein reichlich zweiwöchiges Festival, den „Uckermärkischen Orgelfrühling“, der auf die interessantesten Instrumente der Region rund um Prenzlau, Angermünde, Templin und Lychen aufmerksam machen und ihre Erbauer und Restauratoren würdigen möchte. Die uckermärkische Orgellandschaft hat ihr ganz eigenes Gesicht, aber sie ist in den vergangenen Jahrzehnten viel zu wenig beachtet worden. Nicht wenige ihrer Instrumente wurden am Ende des zweiten Weltkriegs schwer in Mitleidenschaft gezogen oder gänzlich zerstört. Den immer kleiner gewordenen Kirchengemeinden fehlten oft genug die nötigen Mittel, sie wiederherstellen oder durch Neubauten ersetzen zu lassen. Das von der Stiftung Uckermärkische Orgellandschaft initiierte Festival möchte einen Anstoß dazu geben und bei den Bewohnern der Orte, vor allem aber den offiziellen Institutionen Spendenbereitschaft wecken helfen. Für die Konzerte an herausragenden Instrumenten werden daher ganz bewusst auch sehr namhafte, international anerkannte Interpreten gewonnen, die die Fähigkeit besitzen, sie mitreißend und bewegend zum Klingen zu bringen.

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Ein Werk der Altersweisheit

Die vierte von Lothar Graaps Passionsmusiken erlebte in Schöneiche-Fichtenau ihre Uraufführung

Nach fast sechs Jahrzehnten hat Lothar Graap im 80. Lebensjahr das „Quadrivium“ seiner Passionsmusiken zum Abschluss gebracht. Er begann bereits 1954/55, unmittelbar nach der Beendigung seines Studiums an der Kirchenmusikschule in Görlitz und der Berufung in sein erstes Kantorenamt in der Flämingstadt Niemegk, mit einer Lukas-Passion „Das Kreuz Christi“ für Bariton-Solo und ein- bis dreistimmigen a-cappella-Chor, die in seinem 2011 gedruckt erschienenen Werkeverzeichnis die Nummer GWV 2 erhielt. 1973, am Ende seines vierten Lebensjahrzehnts, entstand in Cottbus eine Markus-Passion nach Jörg Zink für vierstimmigen Chor a cappella mit fünf Orgelmeditationen, die, wie schon das erste Werk, gleichfalls im Wolfenbütteler Möseler-Verlag erschien und die GWV-Nr. 77 erhielt. Den Passionsbericht des Johannes-Evangeliums GWV 101 vertonte Graap 1981 für dreistimmigen Chor, Sprecher, zwei Solostimmen und Orgel. Erstaunlicherweise konnte er ihn in einem der staatlichen Musikverlage der damaligen DDR, dem Deutschen Verlag für Musik in Leipzig, veröffentlichen.

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Friedrich der Große und Graf Brühl – Geschichte einer Feindschaft

Drei Ausstellungen im Marstall des Pückler-Schlosses Branitz, in der einstigen Brühl-Residenz Pförten/Brody und der Forster Stadtkirche geben umfangreiche Aufschlüsse

von Maria-Brigitte und Wolfgang Hanke

1730 hatte Kronprinz Friedrich dem elf Jahre älteren Heinrich von Brühl noch überschwänglich applaudiert, als ihm der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. für das aufwändige Arrangement des „Zeithainer Lagers“ Preußens höchste Auszeichnung, den Schwarzen Adler-Orden, verlieh. Gut ein Jahrzehnt später, nachdem er selbst in der Nachfolge seines verstorbenen Vaters zum preußischen König gekrönt worden war, stand er ihm in erbitterter Feindschaft gegenüber. Den Konflikt ausgelöst hatten seine Bestrebungen, Schlesien zu erobern und möglichst auch Einfluss auf Sachsen zu gewinnen. Er verschärfte sich vollends seit 1756 im Siebenjährigen Krieg, dem 1740/42 und 1745 bereits erste „Schlesische“ Kriege zwischen Preußen, Sachsen und Österreich vorausgegangen waren.

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