Musiktheater, Konzerte und Besichtigungen laden ein
Es muss noch mit einer längeren Frist gerechnet werden, bis die Berliner Staatsoper den normalen Spielbetrieb in ihrem Stammhaus Unter den Linden wiederaufnehmen kann. Umfangreiche, zum Teil immens kostspielige Arbeiten, nicht in jedem Falle unumstritten, sind noch notwendig, um die Bühnenanlagen wieder voll nutzbar zu machen und die akustischen Verhältnisse im Zuschauerbereich durch eine aufwändige Erhöhung des Dachgeschosses unter weitestmöglicher Erhaltung der historischen Bausubstanz zu verbessern. Auch die umfassende Erneuerung des Intendanzgebäudes, der Räumlichkeiten für die Probenarbeit und die einstigen Magazine ist noch nicht abgeschlossen.
Wann die Arbeiten endgültig bewältigt sein werden, konnte – oder wollte ? – noch keiner Verantwortlichen aus der Bauleitung und der Intendanz beantworten. Es gab jedoch eine große Überraschung: Am 4. April ließen Intendant Jürgen Flimm und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in einem Pressegespräch wissen, dass die Staatsoper noch in der laufenden Spielzeit für ihr Publikum geöffnet werden soll. Ab Anfang Mai werden an den Sonn- und Feiertagen regelmäßige Führungen einen Überblick über die komplexe Baustelle, deren technische Besonderheiten und den jeweiligen Baufortschritt geben. Der Preis für die Tickets beträgt 15, ermäßigt 10 Euro. Am 6. Juli gibt es kostenlose Baustellenführungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die allerdings einen sehr starken Zuspruch erwarten lassen und nur eine begrenzte Platzzahl bieten. Die Anmeldung ist ab 10. Juni über www.stadtentwicklung.berlin.de möglich.
Für den 22., 26. und 29. Juni bereiten Musikerinnen und Musiker der Staatskapelle Baustellenkonzerte mit Werken aus Klassik, Romantik und Moderne vor. Sie werden in der kommenden Spielzeit fortgesetzt. Im Rahmen des Staatsopern-Festivals für neue Musik INFEKTION ! wird am 21. Juni auf der Baustelle im großzügig erweiterten ehemaligen Orchesterprobensaal sogar eine erste Musiktheaterpremiere mit der Kammeroper „Macbeth“ des italienischen Komponisten Salvatore Sciarrino stattfinden. Intendant Flimm führt selbst Regie. Die musikalische Leitung übernimmt David Robert Coleman. Die Titelpartie singt Otto Katzameier, die Lady Macbeth Carla Höhn. In den weiteren Partien sind Katharina Kammerloher, Stephen Chambers und Timothy Sharp zu erleben. Bis zum 1. Juli folgen vier weitere Aufführungen.
Viele Probleme müssen noch bewältigt werden
Dem Pressegespräch schloss sich ein ausgedehnter Rundgang durch nahezu das gesamte Baugelände an, der einen zwingenden Eindruck von den in bisher nahezu vier Jahren geleisteten, für einen Laien in ihrem wahrhaft gigantischen Umfang nahezu völlig unvorstellbaren Arbeiten vermittelte, aber auch bewusst werden ließ, wie viele diffizile Probleme noch weiterhin gelöst werden müssen. Unter sachkundiger Führung konnte nicht nur das gesamte gegenwärtig weitgehend entkernte Operngebäude von den Kellerräumen bis zum Dachgeschoss und vom Apollo-Saal bis zum Bühnenbereich mit vielen für den Theaterbesucher nicht zugänglichen Räumlichkeiten besichtigt werden. Auch die umfangreichen Nebengebäude öffneten ihre Pforten. Der Weg führte bis in die gegenwärtig zum großen Teil vollständig freigelegten Untergeschosse zwischen den verschiedenen Bauwerken und in den Tunnel, der das Opernhaus mit dem Intendanzbau verbindet, wo Enormes geleistet werden musste, um das Grundwasser fernzuhalten und die benachbarten Bauten, vor allem die St. Hedwigs-Kathedrale, vor Schäden zu bewahren, ließ aber auch daran denken, dass die in wenigen Jahren unmittelbar vor dem historischen Bau der Lindenoper vorbeiführende neue U-Bahn-Trasse noch erhebliche Sicherungsmaßnahmen erfordern wird.
Wolfgang Hanke