Genuss und Rausch: Sonderausstellung im Berliner Museum für Islamische Kunst

Wein, Tabak und Drogen in indischen Malereien des 17., 18. und 19. Jahrhunderts – Zu einer Sonderausstellung im Berliner Museum für Islamische Kunst

Zu DDR-Zeiten wäre es wohl kaum denkbar gewesen, eine derartige Ausstellung öffentlich zu präsentieren. Sie hält aber ein Stück geschichtlicher Realität fest, das das Interesse der Nachwelt verdient. Die wohlhabenden Schichten des Orients, ganz zu schweigen von den Fürstenfamilien, hatten in den vergangenen Jahrhunderten keine Hemmungen, Rauschmittel zu genießen und sich ihren Wirkungen hinzugeben. Opium, Haschisch und andere Substanzen dienten nicht nur den Sufis, Mystikern, zur Sinneserweiterung und Berührung mit dem „Göttlichen“. Auch bei Festlichkeiten wie Geburt und Hochzeit und zum Todesgedenken wurden neben Wein und Tabak Drogen gereicht. Liebespaare nahmen Betelpäckchen zu sich. Nicht wenige Teilnehmer derartiger Begängnisse hatten das Bedürfnis, von Künstlern in oft reich gestalteten Miniatur-Bildwerken festgehalten zu werden.

Das Berliner Museum für Islamische Kunst im Obergeschoss des Pergamon-Baus zeigt gegenwärtig – bis zum 22. Juni – in enger Nachbarschaft zu der imponierenden Mschatta-Fassade in einer zwei Kabinette füllenden Sonderausstellung eine eindrucksvolle Auswahl derartiger Arbeiten aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurden zum großen Teil von zwei Privatsammlern, Ludwig V. Habighorst und Peter A. Reichart, zur Verfügung gestellt. Sie hatten bereits vor sieben Jahren zu einer ersten Präsentation gemeinsam mit Vijay Sharma in der Ragaputra-Edition einen umfangreichen Katalog mit Erläuterungen in englischer Sprache herausgegeben, der auch gegenwärtig erworben werden kann. Sehr einprägsam ergänzt wurde die neue Präsentation durch Kunstwerke aus den reichen eigenen Beständen des Islamischen Museums.

Team Kulturklassik

Ein Gedanke zu „Genuss und Rausch: Sonderausstellung im Berliner Museum für Islamische Kunst

  1. Sehr erfreulich, eine solche Ausstellung indischer Malerei aus privaten Sammlungen in Deutschland zu sehen! Interessenten müssen sonst den Weg nach Zürich, London oder Dublin nehmen, um die dortigen Sammlungen anzusehen. Ich würde mir wünschen, dass die Sammlung indischer Malerei der Berliner Museen auch ausgestellt würde; im letzten Jahr bin ich extra dorthin gefahren und fand nicht ein einziges Bild ausgestellt, weder im Museum für indische in Berlin noch im Museum für islamische Kunst. Einen aktuellen Katalog der indischen Malerei fand ich ebenfalls nicht, lediglich verstreute Abbildungen, teils noch in schwarz-weiß. Schade! Indische Malerei erfreut sich international wachsender Aufmerksamkeit, die Preise auf dem Markt und die Veröffentlichungen (Kataloge der großen Museen in GB und den USA) steigen an. Ich hoffe, dass die Berliner Sammlung(en) auch einmal umfangreich in Buchform zugänglich sein werden.

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