Neuer Titularorganist an der Berliner Nikolaikirche

Umfangreiches Musikprogramm zum Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“

Musik wird im umfangreichen Veranstaltungsprogramm des Berliner Stadtmuseums auch weiterhin eine herausragende Rolle spielen, vielleicht sogar einen noch größeren Anteil übernehmen als in den vergangenen Jahren. Am 27. Februar wurde mit Carsten Albrecht ein neuer Titularorganist berufen, der in den nächsten fünf Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Museumsleitung das musikalische Profil der Nikolaikirche weiter schärfen und das Programm um neue Akzente bereichern wird.

Der Neunundvierzigjährige hat sich als Chor- und Orchesterdirigent und als Musikpädagoge bereits weit über Berlin hinaus einen angesehenen Namen erworben. Er gründete u.a. den Berliner Kammerchor Cantiamo, mit dem er 1998 den 2. Preis bei einem Chorwettbewerb in Verona gewann. Darüber hinaus leitet er neben seiner Tätigkeit als Kirchenmusiker in Berlin-Staaken die semiprofessionelle Cappella Vocale Berlin und – in Gemeinschaft mit der Musik- und Tanzpädagogin Karin Müller – den Landesjugendchor Berlin. Wichtige Stationen seiner bisherigen chorsinfonischen Arbeit waren Bachs Johannes-Passion und Magnificat, Haydns „Schöpfung“, Mozarts Requiem und Psalmkompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy. Seit 2009 ist Albrecht Vorsitzender des Musikausschusses, Landeschorleiter, des Chorverbandes Berlin. Zur Eröffnung seiner Tätigkeit an der Nikolaikirche leitet(e) er zum 406. Geburtstag Paul Gerhardts am 12. März die Cappella Vocale mit Vertonungen von Texten Jochen Kleppers. Regelmäßig ist er an der Großen Jehmlich-Orgel der Kirche zu erleben, nicht nur mit dem allwöchentlichen Orgelausklang am Freitag um 17 Uhr im Anschluss an die Führungen, die eine Stunde zuvor mit der historischen und kulturellen Bedeutung von St. Nikolai vertraut machen.

Das ebenso reiche wie vielgestaltige musikalische Programm der kommenden Wochen und Monate in der Nikolaikirche steht zu einem wesentlichen Teil im Zeichen des Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“ im Gedenken an die Verbrechen des NS-Regimes von 1933 bis 1945. In einer ganzen Reihe von Konzerten werden von Chören, Kammerensembles, Solisten und an der Orgel Werke von zu jener Zeit „verfemten“ Komponisten zu erleben sein. Am 14. März erinnert(e) die Kammersymphonie Berlin mit Jürgen Bruns am Pult unter dem Leitgedanken „Verehrt – verfemt – versunken!“ an namhafte Komponisten der 1920er Jahre, die dieses Schicksal erlitten haben: Franz Schreker, Gideon Klein, Eric Zeisl, Egon Wellesz und Pavel Haas. Drei Tage später stellt(e) Achim Zimmermann in einem Konzert der Berliner Singakademie der Johannes-Passion von Heinrich Schütz Werke „verfemter Musik“ gegenüber. Am 3. November spielt Carsten Albrecht in einer Orgelmatinee Werke der Mendelssohn-Familie und einiger ihrer Zeitgenossen. Ein herausragendes Ereignis ist am 13. November zu erwarten mit einem Kolloquium zum Thema „Die Berliner Nikolaikirche im Kirchenkampf ?“, in dem die kritische Situation der Propstei St. Nikolai und der „deutsch-christlichen Kirchenmusik“ von 1933 bis 1945 und insbesondere das fragwürdige Wirken des damaligen Kantors und späteren mecklenburgischen Landeskirchenmusikdirektors Hans-Georg Görner zur Diskussion steht.-

Wolfgang Hanke

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