Brandenburg hat im Gegensatz zu seinem Nachbarland Sachsen lange gezögert, seine wechselvolle Geschichte und deren Träger mit einer eigenen Landesausstellung in das Blickfeld einer breiten internationalen Öffentlichkeit zu rücken. Für das derzeitige Jahr 2014 fiel endlich die Entscheidung. Sie war allerdings mit einem weitaus umfangreicheren Anspruch verbunden als die bisherigen sächsischen Landesausstellungen und bezog unter dem Leitgedanken „Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft“ ganz bewusst Sachsen in den umfangreichen Kontext ein im Blick auf das zeitweilig einvernehmliche Zusammenwirken, aber auch die seit dem 18. Jahrhundert zunehmenden Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kurfürstentümern bzw. Königreichen.
Archiv des Autors: Wolfgang Hanke
Chefdirigent Hans-Christoph Rademann nimmt Abschied vom Berliner RIAS-Kammerchor
Spannungsvolle Begegnungen von alter und neuer Musik: Hans-Christoph Rademann nimmt am Ende der gegenwärtigen Spielzeit nach acht erfolgreichen Jahren als Chefdirigent Abschied vom Berliner RIAS-Kammerchor
Berlin besitzt zwei Rundfunkchöre der internationalen Spitzenqualität. Beide genießen im eigenen Land wie auch in weiten Teilen Europas und darüber hinaus hohes Ansehen. Jeder von ihnen hat jedoch ein unverwechselbar eigenes Profil. Der RIAS-Kammerchor zählt nur etwa die Hälfte der Mitglieder seines um mehrere Jahrzehnte älteren Partners (oder sollte man sagen: Rivalen ?). Auch die Zahl seiner Konzerte ist etwas geringer. Tourneen durch das In- und Ausland nehmen aber mindestens den gleichen Umfang ein. Ins Leben gerufen wurde der Chor 1948 als Ensemble des Rundfunks im Amerikanischen Sektor (RIAS), dessen Kurzbezeichnung er noch heute führt. Er erreichte unter seinen ersten Leitern, Karl Ristenpart, Herbert Froitzheim und Günther Arndt, schon sehr bald weit über Berlin hinaus hohes Ansehen, das sich seit 1972 unter Uwe Gronostay, Marcus Creed und Daniel Reuss permanent weiterentwickelte.
Klingendes Komponisten-Porträt Rudolf Mauersbergers: Drei Discs mit Erstaufnahmen, Neueinspielungen und Archivaufnahmen
Rudolf Mauersberger als Komponist: Höhepunkte und Krisen
Der 125. Geburtstag Rudolf Mauersbergers am 29. Januar dieses Jahres gab den Anlass zu einer außergewöhnlichen Ehrung. Der 1992 ins Leben gerufene Förderkreis Dresdner Kreuzchor e.V. würdigt das Gedenkjahr des 25. evangelischen Kreuzkantors mit einer klingenden Überschau über sein reiches kompositorisches Schaffen, das weit über ein halbes Jahrhundert umspannt. Die Initiative ging von einem einstigen Mitglied des Kreuzchores, Gerhardt Uhle, aus, der nach langjähriger Tätigkeit als Gemeindepfarrer und Klinikseelsorger seit 2012 im aktiven Ruhestand in Dresden lebt. Er konnte den Förderverein unter seinem Vorsitzenden, Christoff Andrich, und eine Vielzahl von Chören mit ihren Leitern, die sich der Pflege von Mauersbergers Werken widmen, zu intensiver Mitwirkung gewinnen.
Hinreißend musizierte Entdeckungen: Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei sang Magnificat
Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei sang unter KMD Konrad Winkler Magnificat-Vertonungen des 17. und 18. Jahrhunderts
Man kann nur mit tiefem Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass eins der packendsten, musikgeschichtlich bedeutungsvollsten Berliner Kirchenkonzerte der letzten Wochen völlig unverdient einen denkbar geringen Zuspruch fand. Erschwerend kam hinzu, dass die Raum-Akustik der Corpus-Christi Kirche unter der schwachen Besetzung der Bankreihen litt. Glücklicherweise waren die von daher nur schwer verständlichen Texte des lateinischen Originals und seiner deutschen Übertragung im Programmblatt abgedruckt und damit ausnahmslos nachvollziehbar. Der von seinem Kantor vorzüglich geschulte Chor, die vier Gesangssolisten Susanne Hammer, Irene Schneider, Volker Nietzke und Tobias Hammer, das Kammerorchester „musica sequenza“ und Dr. Dietmar Hiller an der Truhenorgel hätten aber in jedem Fall eine weitaus größere Zahl interessierter Zuhörer verdient.
Cottbus bietet in der neuen Spielzeit ein umfangreiches und vielgestaltiges Programm
Das Theater als Ermutigung, Anregung und Lebenshilfe.
Fast erschien es wie ein Negativ-Symbol: Erstmals in seiner zwölfjährigen Geschichte musste am letzten August-Sonntag das wie schon in den vergangenen Jahren von Tausenden erwartete Theaterfest im Branitzer Pückler-Park mit der Vorschau auf die neue Spielzeit des Cottbuser Staatstheaters wegen des heftigen Regens und der wenig einladenden Kälte kurzfristig abgesagt werden. Erfreulicherweise gestattete es die überraschende Wetterwende, das immer wieder begeisternde Event um nur sechs Tage zu verschieben und nochmals einen wunderbaren Spätsommernachmittag mit einer Fülle von Musik, Theater und Tanz zu genießen.
Rundfunkchor Berlin: Neue Erlebniswelten der Chormusik
Der älteste Rundfunkchor Deutschlands bereitet für die kommende Saison umfangreiche Projekte vor
In der kommenden Spielzeit werden es 90 Jahre, dass der heutige Rundfunkchor Berlin unter Hugo Rüdel als Berliner Funk-Chor ins Leben gerufen wurde. Er ist damit der älteste Rundfunkchor Deutschlands und hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem der führenden Konzertchöre der Welt entwickelt. Bedingt durch die politischen Geschehnisse und Wandlungen, blickt er auf eine sehr bewegte und wechselvolle Geschichte zurück. Bereits nach acht Jahren, im Juni 1933, wurde er unter dem NS-Regime in Chor des Reichssenders Berlin umbenannt. Durch die Kriegsereignisse musste er im September 1943 aufgelöst werden, konnte aber bereits wenige Monate nach Kriegsende unter Helmut Koch seine Arbeit als Berliner Solistenvereinigung wiederaufnehmen. Im Juli 1948 gründete sein in der DDR hoch geschätzter Leiter den Großen Chor des Berliner Rundfunks, mit dem er vor allem durch Aufführungen von Oratorien Georg Friedrich Händels europaweit hohes Ansehen errang. 1973 kam es zur Fusion der Berliner Solistenvereinigung und des Großen Chors zum Rundfunkchor Berlin, den von 1982 bis zu seinem viel zu frühen Tod 1993 Dietrich Knothe leitete. Seine Nachfolge als Chefdirigent übernahm der Brite Robin Gritton. Ihm folgte 2001 sein Landsmann Simon Halsey, der die Chorarbeit seitdem in wesentlichen Teilen neu geprägt hat.
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»Tradition und Innovation«: Die Berliner Staatskapelle blickt auf 444 Jahre Geschichte zurück
Umfangreiches Konzertprogramm in der neuen Spielzeit 2014/15
In der kommenden Spielzeit 2014/15 begeht die Berliner Staatskapelle ein Gedenkjahr ganz besonderer Art. Vor Jahren, 1570, wurde unter Kurfürst Joachim II. Hektor die erste überlieferte »Kapellordnung« des kurbrandenburgischen Hofmusikensembles schriftlich festgehalten. Diese zeitweilig künstlerisch sehr leistungsfähige Vereinigung hat sich nicht bruchlos fortentwickelt. Der Dreißigjährige Krieg beeinträchtigte ihre Arbeit sehr empfindlich. Erst unter dem »Großen Kurfürsten« und seinem Sohn, dem späteren ersten König »in« Preußen, Friedrich Wilhelm III./I., konnte sie sich wieder entfalten, um schon 1713 nach dem Machtantritt von dessen Sohn, dem »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm II., für mehr als ein Vierteljahrhundert vollständig aufgelöst zu werden. Erst unter Friedrich II., dem »Großen«, kam es in dessen Prinzenresidenzen Neuruppin und Rheinsberg und nach seiner Königskrönung 1740 auch in Berlin und Potsdam wieder zu einem ereignisreichen Aufstieg in das internationale Rampenlicht. Bereits 1742 erhielt Friedrichs Hofkapelle eine bedeutungsvolle Aufgabe im neuerrichteten Opernhaus Unter den Linden. Doch erst ein volles Jahrhundert später, 1842, kam es neben der Opernarbeit der Hofkapelle zu regelmäßigen Sinfoniekonzerten.
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Fünfte Saison der Berliner Staatsoper: Von Monteverdi und Telemann bis zur Gegenwart
Vielfältige Vorhaben im Schiller-Theater in 2014/15 geplant – trotz der noch längst nicht abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten im Stammhaus Unter den Linden
Anfang September 2014 eröffnet die Berliner Staatsoper ihre fünfte Spielzeit im Ausweichquartier Schiller-Theater. Ihr Leitungsteam mit Intendant Jürgen Flimm und Generalmusikdirektor Daniel Barenboim an der Spitze ließ sich nicht davon beirren, dass die Restaurierungs- und Umbauarbeiten am historischen Stammhaus Unter den Linden noch weitere Zeit in Anspruch nehmen werden, und stellte erneut ein ereignisreiches Veranstaltungsprogramm mit 15 Premieren, davon 6 auf der Werkstattbühne, 21 Werken des Repertoires, einem verlockenden Angebot für die jungen und jüngsten Besucher und einer Vielzahl von Konzerten an unterschiedlichen Orten zusammen, über die die beiden Jahresbroschüren mit ausführlichen Erläuterungen zu den einzelnen neu zu erlebenden Werken und ihren Komponisten umfassend Aufschluss geben. Besonderen Wert legten die Veranstalter auch diesmal auf wenig bekannte, neu zu entdeckende Werke, nicht nur aus der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit.
„Schadow lebt und wir mit ihm“: Johann-Gottfried-Schadow-Ausstellung im Berliner Ephraim-Palais
Umfangreiche Ausstellung im Ephraim-Palais und viele weitere Gedenkveranstaltungen zu seinem 250. Geburtstag
Am 20. Mai jährt sich zum 250. Male der Geburtstag des bedeutendsten Berliner Bildhauers an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert: Johann Gottfried Schadow. Ihm wird aus diesem Anlass eine Vielzahl von Gedenkveranstaltungen gewidmet, die über sein Leben und Schaffen, seine Persönlichkeit, seine vielseitigen Interessen und sein Umfeld Aufschluss geben und den gegenwärtigen Stand der Schadow-Forschung beleuchten. Einleitend eröffnete das Berliner Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit der vor zwei Jahrzehnten ins Leben gerufenen Schadow Gesellschaft Berlin e.V. bereits Ende Februar im Ephraim-Palais eine umfangreiche Ausstellung, deren besonderes Anliegen ihr vielsagender Titel „U n s e r Schadow“ ausspricht. Sie wird im benachbarten Knoblauchhaus begleitet von einer Kabinettausstellung zum Thema „Schadows Berlin“ und steht in bemerkenswerter Parallele, aber auch in eindeutigem Kontrast zu der Gedenkausstellung für den bedeutendsten Berliner Baumeister und Bildhauer des Barock, Andreas Schlüter, die aus Anlass seines 300. Todestages im Bode-Museum gezeigt wird.
Markus Passion von Reinhard Keiser: Geniales Werk aus dem frühen Umfeld Johann Sebastian Bachs
Die Berliner Ökumenische Seniorenkantorei hinterließ unter KMD Konrad Winkler zwingende Eindrücke mit der Reinhard Keiser zugeschriebenen Markus-Passion
Mit der Ökumenischen Seniorenkantorei besitzt Berlin eine Chorgemeinschaft von ungewöhnlichem Rang. Sie wurde im Januar 2006 von Michael Witt ins Leben gerufen, der im Juli zuvor nach mehr als zwei Jahrzehnten segensreichen Wirkens als Domkapellmeister an der St. Hedwigs-Kathedrale in den aktiven Ruhestand getreten war. Er sammelte um sich noch voll leistungsfähige ehemalige Mitglieder einiger der führenden Berliner Kirchenchöre und konnte sich mit ihnen sehr bald eindrucksvoll nicht nur in Berlin, sondern des öfteren auch auf zum Teil ausgedehnten Chorfahrten in Gottesdiensten und Konzerten hören lassen. Am 21. März 2012 starb er nach langer schwerer Erkrankung im Alter von erst 72 Jahren. Mit Kirchenmusikdirektor Konrad Winkler fand er einen gleichfalls hochbefähigten Nachfolger, der seine Arbeit seit Januar des vergangenen Jahres würdig und ideenreich fortführt. Er war zuvor geraume Zeit als Kantor und Organist an der Friedenskirche in Berlin-Niederschönhausen und Kreiskantor des Kirchenkreises Pankow tätig und konnte umfangreiche Erfahrungen in der kirchenmusikalischen Arbeit, nicht nur mit der jungen Generation, gewinnen. Sein besonderes Interesse gilt der Wiedererschließung selten zu hörender oder gänzlich vergessener Werke der Musica sacra des 17. und 18. Jahrhunderts, die er mit der Seniorenkantorei und leistungsfähigen Musikern packend zum Erklingen bringt.
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