Glanzvoller Abend mit Chopin beim Neujahrskonzert im Forster Kompetenzzentrum

Der Pianist Daniel Seng gastierte in der Rosenstadt Forst/Lausitz im Kompetenzzentrum am 12. Januar 2024

Der Pianist Daniel Seng spielt das Neujahrskonzert im Kompetenzzentrum von Forst/Lausitz

Der Pianist Daniel Seng spielt das Neujahrskonzert im Kompetenzzentrum von Forst/Lausitz (Foto: Sabine Lindner)

Höchstes Können, Beherrschung und Leidenschaft zeichnete das diesjährige Neujahrskonzert im festlichen Ambiente des Forster Kompetenzzentrums aus. Begeisterten im vergangenen Jahr die Berliner Musikerinnen Les Troizettes »Trio wider Willen« mit einem humorvollen Programm, war es in diesem Jahr ein junger Virtuose aus Berlin, der Pianist Daniel Seng, der die Besucher in den Bann zog und sie am Ende wieder zu stehenden Ovationen veranlasste.

»Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.«

Ein »sehr schönes Konzertprogramm« postete ein befreundeter Musiker aus Uruguay, nachdem er von dem Abend erfahren hatte. Wahrlich, der 1988 in Wuppertal geborene Preisträger internationaler Wettbewerbe, Daniel Seng, der sein Studium in Köln und Berlin mit Bravour absolvierte und in Rostock sein Master- und Konzertexamen ablegte, wo er inzwischen einen Lehrauftrag innehat, war mit einer sehr eindrucks- und anspruchsvollen Stückauswahl nach Forst gekommen. Sie galt ausschließlich dem polnischen Komponisten, dem »größten Klassiker unter den Romantikern«, mit französischem Namen, der, so jung, mit 39 Jahren, in Paris starb. Sie galt dem feinfühligen Künstler und seinem ausschließlich auf das Klavier begrenzten Schaffen, dem »Frühbegabten und Frühvollendeten«, dem Genie und Weltenbürger Frédéric Chopin, dessen 175. Todestag wir am 17. Oktober begehen. Kein Geringerer als der gleichaltrige Robert Schumann hatte die bahnbrechende Leistung Chopins auf dem Gebiet der Klaviermusik erkannt, als er sich zu der Begrüßung hinreißen ließ: »Hut ab, meine Herren, ein Genie.« Auch der französische Komponist und Musikkritiker Hector Berlioz äußerte sich bewundernd: »Als Interpret und Komponist von ganz besonderer Art ist er in keiner Weise zu vergleichen mit irgendwelchem anderen Musiker, den ich kenne. Man findet harmonische Verbindungen von überraschender Tiefe, in manchem seiner Werke hat er eine Art dramatischer Rankenwerke geschaffen, deren Wirkung so fremd und reizvoll ist, dass man sie unmöglich beschreiben kann.«

Diese farbenreichen Klavierstücke, so erzählte Daniel Seng, hätten ihn schon als Fünfjährigen so fasziniert, als er vom Vater den ersten Klavierunterricht erhielt und die Chopin-Einspielungen von Maurizio Pollini hörte, dass er sich wünschte, sie auch spielen zu können. Dass ihm das gelungen ist, bewies er an diesem Abend im Forster Kompetenzzentrum. Schon mit der »Perle«, der eindrucksvollen As-Dur-Polonaise von 1842, wusste er die Zuhörer auf seiner Seite. Die nachfolgenden melodisch träumerischen Nocturnes (Nachtstücke) und die in ihrem Einfalls- und Klangreichtum von pulsierender Zartheit bis ausladender Energie, in ihrer Kraft und Schönheit unvergleichlichen Etüden, von denen der Künstler vierzehn darbot, taten ihr Übriges. Diese Klavierdichtungen, deren erster Zyklus, op. 10, Franz Liszt gewidmet ist, gehören bei Weitem nicht nur zu den bedeutendsten Werken des polnischen Komponisten. Sie sind gleichzeitig ein Zeugnis für das bleibende Vermächtnis von Chopins Kunstfertigkeit, das Generationen von Pianisten dazu inspiriert hat, nach Spitzenleistungen in ihrem Handwerk zu streben. Das »Genie am Klavier«, Anton Rubinstein, hatte an seinem Lebensende fast alle Chopinwerke eingespielt, mit einer einzigen Ausnahme, die 24 Etüden. »Ihnen gerecht zu werden, ist eine höchst schwierige Aufgabe, die anzugehen ich nicht den Mut hatte.« Daniel Seng ist die Aufgabe angegangen, die Gipfelwerke der Kunst zum Sprechen zu bringen. Seine Einspielung wird demnächst auf CD vorliegen. Einen Vorgeschmack darauf bot der Abend im Kompetenzzentrum. Er wird noch lange nachklingen, denn selten habe ich das Prélude op. 28 Nr. 1, als Regentropfen-Prélude bekannt, so zurückgenommen und berührend seelenvoll erlebt, wie an diesem Neujahrskonzertabend in der Rosenstadt Forst.

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Es waren zwei tief bewegende Stunden. Eine Gedenkfeierstunde in der Forster Stadtkirche St. Nikolai erinnerte an den Tod des sächsischen Staatsministers Heinrich Reichsgraf von Brühl vor 250 Jahren, am 28. Oktober 1763, acht Monate nach der Beendigung des Siebenjährigen Krieges, der vor allem das damalige Kurfürstentum Sachsen verheerend in Mitleidenschaft gezogen hatte. Seinem eigenen Wunsch entsprechend, hatte der Standesherr der bis 1815 zu Sachsen gehörigen Herrschaft Forst-Pförten seine letzte Ruhestätte in der Gruft der Forster Kirche gefunden, deren Wiederaufbau ihm nach einer fünfzehn Jahre zuvor erfolgten totalen Brandkatastrophe zu danken war. Sein 1905 erneuerter Prunksarg war in den vergangenen Monaten umfassend restauriert worden und stand während des Gedenkkonzerts noch vor dem Altar in unmittelbarer Nähe von Solisten, Chor und Orchester und dem Podium der Referenten. Sieben Tage später, zum gleichen Zeitpunkt wie 1763, wurde er während eines feierlichen Konzerts von Matthias Eisenberg an der Eule-Orgel und dem Sänger Michael Zumpe wieder in die Gruft überführt.

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Drei Ausstellungen im Marstall des Pückler-Schlosses Branitz, in der einstigen Brühl-Residenz Pförten/Brody und der Forster Stadtkirche geben umfangreiche Aufschlüsse

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1730 hatte Kronprinz Friedrich dem elf Jahre älteren Heinrich von Brühl noch überschwänglich applaudiert, als ihm der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. für das aufwändige Arrangement des „Zeithainer Lagers“ Preußens höchste Auszeichnung, den Schwarzen Adler-Orden, verlieh. Gut ein Jahrzehnt später, nachdem er selbst in der Nachfolge seines verstorbenen Vaters zum preußischen König gekrönt worden war, stand er ihm in erbitterter Feindschaft gegenüber. Den Konflikt ausgelöst hatten seine Bestrebungen, Schlesien zu erobern und möglichst auch Einfluss auf Sachsen zu gewinnen. Er verschärfte sich vollends seit 1756 im Siebenjährigen Krieg, dem 1740/42 und 1745 bereits erste „Schlesische“ Kriege zwischen Preußen, Sachsen und Österreich vorausgegangen waren.

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