Graf von Brühl: Politiker – Gestalter – Diplomat

Bewegende Gedenkveranstaltung zum 250. Todestag des einstigen sächsischen Staatsministers an seiner letzten Ruhestätte in der Forster Stadtkirche St. Nikolai

Es waren zwei tief bewegende Stunden. Eine Gedenkfeierstunde in der Forster Stadtkirche St. Nikolai erinnerte an den Tod des sächsischen Staatsministers Heinrich Reichsgraf von Brühl vor 250 Jahren, am 28. Oktober 1763, acht Monate nach der Beendigung des Siebenjährigen Krieges, der vor allem das damalige Kurfürstentum Sachsen verheerend in Mitleidenschaft gezogen hatte. Seinem eigenen Wunsch entsprechend, hatte der Standesherr der bis 1815 zu Sachsen gehörigen Herrschaft Forst-Pförten seine letzte Ruhestätte in der Gruft der Forster Kirche gefunden, deren Wiederaufbau ihm nach einer fünfzehn Jahre zuvor erfolgten totalen Brandkatastrophe zu danken war. Sein 1905 erneuerter Prunksarg war in den vergangenen Monaten umfassend restauriert worden und stand während des Gedenkkonzerts noch vor dem Altar in unmittelbarer Nähe von Solisten, Chor und Orchester und dem Podium der Referenten. Sieben Tage später, zum gleichen Zeitpunkt wie 1763, wurde er während eines feierlichen Konzerts von Matthias Eisenberg an der Eule-Orgel und dem Sänger Michael Zumpe wieder in die Gruft überführt.

Das umfangreiche Programm der Gedenkfeierstunde wurde eröffnet mit Grußworten des gastgebenden Pfarrers von St. Nikolai, Christoph Lange, und der Bürgermeister von Brody, dem einstigen Pförten, Ryszard Kowalczuk, und Forst, Dr. Jürgen Goldschmidt. Weitere, zum Teil sehr aufschlussreiche Gedenk- und Erinnerungsworte waren Repräsentanten des Landes Brandenburg, der polnischen Wojewodschaft Lubuskie, des Freistaates Sachsen und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zu danken. Ein „Small Talk“, an dem auch mehrere Mitglieder der Familie Brühl, Nachfahren des einstigen sächsischen Premierministers, beteiligt waren, gab weitere bemerkenswerte Aufschlüsse über sein Leben, seine Verdienste als Politiker, Diplomat, Freund und Förderer der Künste, verschwieg aber auch die Probleme nicht, mit denen er sich vor allem in der Zeit des Siebenjährigen Krieges auseinandersetzen und zeitweilig auch ein Scheitern seiner Interessen und Bemühungen hinnehmen musste, nicht zu vergessen den unerbittlichen Hass, den ihm der Preußenkönig Friedrich II. entgegenbrachte.

Seine Höhepunkte fand der erlebnisreiche Abend mit Sinfonien und Arien aus Opern, Oratorien und einer Kantate des langjährigen Dresdner Hofkapellmeisters Johann Adolf Hasse, zu dem Graf Brühl als zeitweiliger Intendant der Hofoper in enger und achtungsvoller Beziehung stand. Dem Dresdner Barockorchester unter der ebenso mitreißenden wie einfühlsamen Leitung seiner Konzertmeisterin Ulrike Titze und der weltweit renommierten Sopranistin Doerthe Maria Sandmann gelang es, diese zum großen Teil italienisch geprägten Glanzstücke eines der führenden deutschen Barockmeister zum packenden Erlebnis werden zu lassen und das Forster Musikleben um ein überragendes Ereignis zu bereichern. Sie gaben zugleich aber auch tiefe Einblicke in das bewegte, von den Kriegsgeschehnissen gleichfalls nicht unbeträchtlich belastete Leben des genialen Komponisten.

 

Wolfgang Hanke

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