Bewundernswertes Engagement: Die Initiatorin und Leiterin des Berliner Festivals „Intonations“: Elena Bashkirova

Ein Name, der sich fest in das Gedächtnis aller an Musik Interessierten einprägen sollte: Elena Bashkirova. In Moskau geboren und von ihrem aus der georgischen Metropole Tiflis (Tbilissi) stammenden Vater Dmitri Bashkirov in seiner Meisterklasse am Tschaikowski-Konservatorium zur Klaviersolistin, Kammermusikpartnerin und Liedbegleiterin von hohem Rang ausgebildet, engagiert sie sich nicht nur mit profunder Sachkenntnis für das klassische und romantische Repertoire, sondern setzt sich auch mit großer Intensität für das Gegenwartsschaffen ein, aus dem sie eine ganze Reihe von Werken zur Uraufführung gebracht hat.

Elena Bashkirova - Festivalleiterin und Pianistin © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Monika Rittershaus

Elena Bashkirova – Festivalleiterin und Pianistin
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Monika Rittershaus

Einer ihrer namhaftesten Duopartner war ihr erster Ehemann, Gidon Kremer. Ihm verdankt sie reiche Anregungen. Seit 1988  ist sie mit Daniel Barenboim verheiratet. Mit ihm entwickelte sich eine für beide Seiten nicht minder intensive Gemeinschaft. Durch ihn kam sie nach seiner Berufung zum Musikalischen Leiter der Staatsoper und Generalmusikdirektor der Staatskapelle auch zu Berlin in nähere Beziehung, gewann aber auch tiefes Verständnis für seine konsequenten Bemühungen, die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern zumindest im Bereich der Musikkultur zu überwinden.

Zu den besonderen Verdiensten von Elena Bashkirova gehören ihre Gründungsinitiativen. 1998 rief sie in Jerusalem ein International Chamber Music Festival ins Leben, das seitdem alljährlich weltweit führende Musiker der mittleren und älteren Generation mit hochbefähigten Nachwuchskräften aus nahezu sämtlichen Kontinenten zusammenführt und von Jahr zu Jahr weit über die Grenzen Israels hinaus bei Interpreten und Hörern wachsenden Zuspruch findet. Vor zwei Jahren wagte sie es, im Berliner Jüdischen Museum ein ähnliches Festival, Intonations“, zu gründen. Es fand vom 7. bis 11. Mai dieses Jahres zum dritten Male statt und ist dank der Gastfreundschaft des Museums und der großzügigen Förderung durch die Evonic Industries AG zunächst auch für die kommenden zwei Jahre – vom 18. bis 23. April 2015 und vom 16. bis 21. April 2016 – gesichert.

Für die dritten Berliner „Intonations“ konnte Elena Bashkirova 15 Künstlerinnen und Künstler der mittleren und älteren und 23 der jungen Generation aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Rumänien, der Türkei, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Schweden, den USA, Australien, Japan und vor allem Israel gewinnen. Daniel Barenboim war es leider nicht möglich, das Festival mitzuerleben, da er zur gleichen Zeit eine Auslandstournee der Berliner Staatskapelle leitete. Dafür konnte der hoch befähigte gemeinsame Sohn, Michael Barenboim, dem Beispiel der Eltern folgen und als Festivalteilnehmer am Pult der ersten Geige schon früh eine internationale Karriere starten. Die Mutter hielt sich als vielbeschäftigte Initiatorin und Leiterin der „Intonations“ mit eigenen Auftritten zurück. Sie begleitete am Klavier Dominique Horwitz in dem Melodram „Enoch Arden“ von Richard Strauss und die Sopranistin Mojca Erdmann in Robert Schumanns op. 90, „Sechs Gedichte und Requiem“. Am Beginn des Konzertzyklus wirkte sie mit in der Memento-Aufführung der „Musik für sieben Saiteninstrumente“ von Rudi Stephan, der bereits im ersten Kriegsjahr 1915 sein Leben verlor.

Sehr sympathisch war sie im Anschluss an eine der Veranstaltungen im Gespräch mit Festivalbesuchern zu erleben, in dem sie viel von ihrer mitreißenden Begeisterungsfähigkeit und ihrem bewundernswerten Engagement spüren ließ. Sehr bemerkenswert war nicht zuletzt ihre Antwort auf die Frage, warum sie sich vor 16 Jahren für Jerusalem als Veranstaltungsstätte ihrer ersten Festivalgründung entschieden habe. Gemeinsam mit Daniel Barenboim hielt sie es für dringend erforderlich, Jerusalem, das in den vergangenen Jahrzehnten im Gegensatz zu Tel Aviv viel von seiner einstigen kulturellen Anziehungskraft verloren habe, wieder stärker in den Blickpunkt des internationalen Musikklebens zu rücken, und befindet sich damit, wie die bisherige Entwicklung gezeigt hat, offensichtlich auf einem guten Weg.

 

Maria Brigitte Hanke

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