Glashof – geschaffen von Daniel Libeskind

Mit seinem »Glashof« besitzt das Berliner Jüdische Museum eine Konzertstätte ganz eigener Art

Berlin fehlt es nicht an Räumlichkeiten für Konzerte. Ein Neuetablissement kann sich aber durchaus als echte Bereicherung erweisen. So geschah es mit dem »Glashof«, den der USA-amerikanische Stararchitekt Daniel Libeskind an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert zusammen mit dem phänomenalen Erweiterungsbau des Berliner Jüdischen Museums in dem dreiflügeligen Barockgebäude des einstigen Kammergerichts etablierte. Es schien zunächst, als würde das monumentale Glasdach mit den wie Baumwipfel verzweigten avantgardistischen Säulen, mit denen Libeskind den ausgedehnten Innenhof zwischen den drei Flügeln des historischen Gebäudes überwölbte, die akustischen Voraussetzungen für musikalische Darbietungen erheblich beeinträchtigen. Das geschah auch zunächst. Durch schallschluckende Vorhänge und Paravents konnten die Probleme aber schließlich weitestgehend bewältigt werden.

Seine besondere Atmosphäre gewinnt der Glashof durch das reizvoll bepflanzte aufsteigende Gartengelände, das sich mit einigen Wasserflächen südostwärts anschließt. Während der Konzertdarbietungen kehren ihm die Besucher den Rücken zu, um nicht von der Musik abgelenkt zu werden. In den Pausen oder auch vor und nach den Konzerten können sie jedoch das wohltuende Grün genießen und – von einem weit ausgedehnten Blütenmeer umgeben – eine Erfrischung zu sich nehmen. In den Sommermonaten zieht der Museumsgarten eine Vielzahl zusätzlicher Besucher an. Am 1. Juni startet hier der »Kultur-Sommer 2014« mit einem großen Familienfest, in das neben unterschiedlichsten Darbietungen aus Musik, Theater, Tanz und anderen Bereichen auch Führungen durch das Museum und die aktuelle Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt« eingeschlossen sind. Die folgenden Tage und Wochen bis zum 21. September bringen viele weitere Ereignisse, die einen Eindruck von der lebhaften israelischen Kulturszene in Berlin vermitteln wollen.

Für den »Soldatenkönig« errichtet

Das Alte Kammergericht oder Kollegienhaus, wie es auch genannt wurde, war 1734/35 unter der Leitung von Philipp Gerlach für den «Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I., den Vater Friedrichs »des Großen«, als erstes großes Verwaltungsgebäude der preußischen Regierung errichtet worden und nahm eine Reihe von Dienststellen auf, die bisher im Königsschloss untergebracht waren. Auch E. T. A. Hoffmann versah hier mehrfach seinen Dienst, in den letzten Lebensjahren 1821/22 als Mitglied des Oberappellationsrates am Kammergericht. Einige seiner Dichtungen und vielleicht auch Kompositionen dürfte er wohl an diesem Ort mehr oder minder heimlich neben seinen Amtspflichten geschaffen haben. Ihm drohten allerdings auch Disziplinarverfahren, da er stets wenig Lust verspürte, sich den engstirnigen staatlichen Vorschriften zu unterwerfen und sie in seinen Erzählungen gern satirisch beleuchtete und zerpflückte.

Im zweiten Weltkrieg wurde das repräsentative Bauwerk schwer von Bomben und Granaten getroffen, blieb längere Zeit Ruine und konnte erst allmählich mit wesentlichen baulichen Veränderungen für seine neue Aufgabe als Berlin-Museum wiederhergestellt werden. Das neu gegründete Jüdische Museum übernahm es schließlich für einen Teil seiner Sammlungen und wechselnden Ausstellungen, fand aber auch Platz für notwendige Diensträume, Garderoben, einen Verkaufsstand für Museumspublikationen und Erinnerungsstücke und – nicht zuletzt – Beköstigungsmöglichkeiten. Auch Räumlichkeiten für Vorträge und Sonderveranstaltungen stehen zur Verfügung. Die zu den Konzerten eingeladenen Musiker finden nicht nur Möglichkeiten für das Einspielen. Sie können ihre Auftritte auch durch umfangreichere Probenarbeit in geeigneten Räumen vorbereiten und sich in den Konzertpausen entspannen.-

 

Maria Brigitte und Wolfgang Hanke

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