Faszinierende Klänge

Matthias Eisenberg eröffnete den 4. Uckermärkischen Orgelfrühlingan der restaurierten Schuke-Orgel der Brüssower Sophienkirche

Die Uckermark gibt dem Musikland Brandenburg ein Beispiel. Seit 2010 veranstaltet sie alljährlich von Ende Mai bis Anfang/Mitte Juni ein reichlich zweiwöchiges Festival, den „Uckermärkischen Orgelfrühling“, der auf die interessantesten Instrumente der Region rund um Prenzlau, Angermünde, Templin und Lychen aufmerksam machen und ihre Erbauer und Restauratoren würdigen möchte. Die uckermärkische Orgellandschaft hat ihr ganz eigenes Gesicht, aber sie ist in den vergangenen Jahrzehnten viel zu wenig beachtet worden. Nicht wenige ihrer Instrumente wurden am Ende des zweiten Weltkriegs schwer in Mitleidenschaft gezogen oder gänzlich zerstört. Den immer kleiner gewordenen Kirchengemeinden fehlten oft genug die nötigen Mittel, sie wiederherstellen oder durch Neubauten ersetzen zu lassen. Das von der Stiftung Uckermärkische Orgellandschaft initiierte Festival möchte einen Anstoß dazu geben und bei den Bewohnern der Orte, vor allem aber den offiziellen Institutionen Spendenbereitschaft wecken helfen. Für die Konzerte an herausragenden Instrumenten werden daher ganz bewusst auch sehr namhafte, international anerkannte Interpreten gewonnen, die die Fähigkeit besitzen, sie mitreißend und bewegend zum Klingen zu bringen.

Beim 4. Uckermärkischen Orgelfrühling gelang das sogleich in dem mit einem Gottesdienst verbundenen Eröffnungskonzert, das am 26. Mai in der Brüssower Stadtkirche St. Sophien zu erleben war. Hier befindet sich in einem Gehäuse von 1842 eine 99 Jahre später, wenige Monate vor dem kriegsbedingten Orgelbaustopp unter zunehmenden Schwierigkeiten von der Potsdamer Werkstatt Alexander Schuke errichtete Orgel mit 18 klingenden Stimmen auf zwei Manualen und Pedal. Sie wurde jetzt nach mehrmonatigen Restaurierungsarbeiten ihrer vor neun Jahren nach Werder verlegten Erbauerfirma von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit feierlich wiedergeweiht. Für diesen festlichen Anlass war neben dem packend musizierenden Dresdner Trompetenensemble „Joachim Schäfer“ einer der prominentesten deutschen Konzertorganisten, Matthias Eisenberg, gewonnen worden, der sich bereits vor seiner Übersiedlung in die BRD im Jahre 1986 als Gewandhausorganist in Leipzig hohes internationales Ansehen erworben hatte. Er brachte das wiederhergestellte Instrument faszinierend zum Klingen und schöpfte mit bewundernswertem Klanggefühl alle Möglichkeiten aus, die die bescheidene Registerdisposition ihm bieten konnte, trat aber auch mit dem glänzend besetzten Trompetenensemble in eindrucksvollen, klug bemessenen Wettstreit. Die mit sicherem Instinkt auf die Möglichkeiten des Instruments abgestimmte Werkauswahl mit Originalkompositionen und Adaptionen von und nach Johann Sebastian Bach, Marc-Antoine Charpentier, Wolfgang Amadeus Mozart und der überraschenden Wiederentdeckung eines Concerto für drei Trompeten, Pauken und Orgel aus dem 18. Jahrhundert von Giuseppe Romanino tat ein Übriges, eine eindrucksvolle Erinnerung an diesen festlichen Nachmittag wachzuhalten.

Nach dem Abschluss des Konzerts, das in der weit über den letzten Platz hinaus besetzten Kirche begeistert gefeiert wurde, bot der gegenwärtige Firmenchef Matthias Schuke interessierten Besuchern in einer aufschlussreichen Führung Gelegenheit, das Instrument in seiner inneren und äußeren Gestalt und den klanglichen Möglichkeiten näher kennen zu lernen. Vor der Kirche lud nach dem Konzert ein Festzelt zum trotz des wenig beglückenden Wetters besinnlichen Verweilen ein. An mehreren Verkaufsstellen hielten Brüssower Gemeindeglieder ein nahezu überreiches Angebot an wohlschmeckendem Kuchen und Getränken bereit und trugen damit zur Bereicherung der nicht geringen Spendenmittel bei, die für die Erneuerung der Orgel benötigt werden.

Wolfgang Hanke

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