Potsdamer Musikfestspiele 2013 im Zeichen von Skandinavien

Vorbereitende Pressekonferenz für das 49. Jahr der Potsdamer Musikfestspiele

Die vorbereitende Pressekonferenz für das 49. Jahr der Potsdamer Musikfestspiele fand im Gemeinschaftshaus, „Felleshus“, der Nordischen Botschaften in Berlin statt. Mit gutem Grund: Der gesamte Bereich der nordischen Länder, Skandinavien, ist in diesem Jahre, vom 7. bis 23. Juni, das Thema des Festivals, das erneut, wie schon in den vergangenen Jahren, hohe Anziehungskraft und vielgestaltige Erlebnisse verspricht. Auf dem Programm stehen mehr als 60 Konzerte, Opern, Hausmusiken, Führungen, Land- und Schiffspartien und weitere Veranstaltungen. Tonangebend beteiligt sind daran neben namhaften Kräften aus dem eigenen Land führende Ensembles, Dirigenten, Gesangs- und Instrumentalsolisten aus Schweden, Norwegen und Dänemark.

Weiterlesen

Bachs Johannes-Passion als Tanztheater

Eindrucksvolle Neugestaltung des Werkes unter Christoph Hagel im Berliner Dom

Vor hundert Jahren wäre wohl noch von einem Sakrileg die Rede gewesen, wenn es ein Dirigent gewagt hätte, eine von Bachs Passionen als Tanztheater darzubieten. Dem Meister selbst war es 1723 bei seiner Verpflichtung zum Thomaskantor in Leipzig von der vorgesetzten Behörde, dem Rat der Messestadt, noch strengstens untersagt worden, seine für den Gottesdienst bestimmten Werke „opernhafftig“ zu gestalten, wie es an anderen Orten, vor allem in Hamburg, zu jener Zeit bereits längst üblich war. Doch die Zeiten und ihre Auffassungen haben sich von Grund auf gewandelt. In den vergangenen Jahrzehnten ist es für nicht wenige Interpreten geradezu zum Bedürfnis geworden, einige der herausragenden Werke Bachs, insbesondere die Passionen, nicht nur in der Kirche oder im Konzertsaal zum Hörerlebnis werden zu lassen, sondern sie auch auf der Schaubühne von Darstellern und Tänzern in die Tiefe dringend nachzuvollziehen.

Weiterlesen

Auf Richard Wagners Spuren in Thüringen

Prägende Stationen seines Lebensweges und umfangreiche Gedenkveranstaltungen zu seinem 200. Geburtstag

An den umfangreichen Gedenkveranstaltungen zum bevorstehenden 200. Geburtstag Richard Wagners, die sich über das gesamte gegenwärtige Jahr erstrecken, nimmt auch Thüringen vielgestaltigen Anteil. Es zählte nicht zu den Heimatregionen des in Leipzig Geborenen und in Dresden Aufgewachsenen und sah ihn nur gelegentlich als Gast, hat seinem Schaffen aber dennoch bedeutungsvolle Anstöße gegeben. Noch heute nimmt es – wie schon in den vergangenen 150 Jahren – in der Pflege seines Werkes einen herausragenden Platz ein.

Zu Wagners erster Begegnung mit Thüringen kam es 1834, als er als Musikdirektor einem Magdeburger Theaterensemble angehörte und mit ihm während der Sommerspielzeit in Bad Lauchstädt und Rudolstadt gastierte. Die Fahrt zwischen den beiden Gastspielorten führte ihn erstmals nach Weimar, das er allerdings nach eigener Aussage „ohne Ergriffenheit“ durchfuhr. Tiefer berührte ihn acht Jahre später auf der Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in Paris der Blick auf die Wartburg. Er gab ihm den Anstoß, sich eingehender mit dem Sagenkomplex um Tannhäuser und den Sängerkrieg auf der Wartburg zu beschäftigen, dem er zuvor schon bei der Lektüre einer von Ludwig Tiecks Erzählungen begegnet war.

Im Mai 1840 erhielt Weimar für Wagner herausragende Bedeutung, als er sich nach der Teilnahme am Dresdner Maiaufstand auf der Flucht befand. Er gewann hier Franz Liszt, der seit dem vorangegangenen Jahre das Amt des Hofkapellmeisters in der Goethe-Stadt innehatte und mit seiner Lebensgefährtin Marie d´Agoult in der Altenburg residierte, als verlässlichen Freund und „Fluchthelfer“. Der nur eineinhalb Jahre Ältere sorgte dafür, dass sich Wagner nach der Veröffentlichung des Steckbriefs zunächst in einer nahe gelegenen Kleinstadt, Magdala, vor seinen Verfolgern verbergen konnte, und verschaffte ihm alsbald einen falschen Pass, der ihm die Ausreise nach der Schweiz ermöglichte. Bereits ein Jahr später brachte er am Weimarer Hoftheater auf Wagners ausdrückliche Bitte dessen Oper „Lohengrin“ zur Uraufführung, die in Dresden durch die politischen Widrigkeiten unmöglich geworden war.

Bevor Wagner auf dem Weg in das Schweizer Exil Thüringen verließ, war es ihm noch möglich, Eisenach und die Wartburg aufzusuchen und die Gastfreundschaft der Weimarer Großherzogin, der Zarentochter Maria Pawlowna, bei einem Empfang im Eisenacher Schloss zu genießen. Nachdem es ihm wieder möglich war, sich in Deutschland aufzuhalten, wandten sich seine Interessen erneut Thüringen zu. 1861 nahm er in Weimar am 2. Musikfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins teil. Eine Zeitlang dachte er an Weimar sogar als mögliches Festspielzentrum für seine Nibelungen-Dramen. Ein geeigneter Platz für das Festspielhaus war bereits ausgewählt. Zu seiner Errichtung kam es aber nicht, weil durch den jungen Bayern-König Ludwig II. zunächst München und schließlich Bayreuth in den Brennpunkt rückten. Die Beziehungen zu Thüringen rissen aber nicht ab, weil auch dessen kulturelle Zentren alle Kräfte sammelten, eine intensive Wagner-Pflege aufzubauen.

Davon legen die umfangreichen Aktivitäten des gegenwärtigen Gedenkjahres eindrucksvoll Zeugnis ab. Sie konzentrieren sich nicht nur auf Weimar und Eisenach, wo u.a. im Festsaal der Wartburg mehrmals „Tannhäuser“ konzertant zu erleben ist und in dem von dem Dichter Fritz Reuter erworbenen und bis zu seinem Tod 1874 bewohnten repräsentativen Villenhaus ausgewählte Exponate der 1895 von einem Wiener Wagner-Verehrer erworbenen umfassenden Dokumentensammlung zu Leben und Schaffen des Komponisten, der zweitgrößten nach den Bayreuther Beständen, gezeigt werden.

Mühlhausen eröffnete das Wagner-Jahr an der Orgel der St. Marien-Kirche mit einst viel gespielten Adaptionen aus Wagner-Opern. Meiningen, wo Wagner 1877 in Gemeinschaft seiner zweiten Frau Cosima, der Tochter Franz Liszts, in dem künstlerisch vielseitig interessierten „Theaterherzog“ Georg II. einen verständnisvollen Gesprächspartner fand, präsentiert das gesamte Jahr über in seinem erst kürzlich sanierten und großzügig erweiterten Theater Werke Wagners, darunter seine frühe Oper „Das Liebesverbot“, und ein neues Schauspiel von Reinhard Baumgart, „Wahnfried – Bilder einer Ehe“. Das Meininger Theatermuseum zeigt aufwändig gestaltete Ausstattungsstücke von glänzenden Inszenierungen des einstigen Hoftheaters. Sondershausen bietet Ende Juni im Rahmen der Thüringer Schlossfestspiele eine Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“ unter Mitwirkung des Loh-Orchesters, das einst als Hofkapelle nachdrücklich zum Durchbruch von Wagners und Liszts Werken beitrug. Auch Jena, Saalfeld und Rudolstadt beteiligen sich an den Ehrungen des gegenwärtigen Jubiläumsjahres, über die eine im vergangenen Jahr von der Thüringer Tourismus GmbH in Erfurt herausgegebene Broschüre „Richard Wagner in Thüringen. Aufbruch in die Moderne“ ausführlich unterrichtet.

Eindrucksvolles Weihnachtskonzert der Sächsischen Landesvertretung in Berlin unter Peter Kopp mit dem Vocal Concert Dresden und der Chursächsischen Capelle Leipzig

„Musica Lutherana“

Sachsen bekräftigt seinen Ruf als eine der herausragenden deutschen Musikregionen stets auch durch bewegende Konzerte, die die Vertretung des Freistaates beim Bund alljährlich mehrmals in Berlin veranstaltet. Besondere Höhepunkte sind die Weihnachtskonzerte. In diesem Jahre waren einer der leistungsfähigsten Chöre der Landeshauptstadt, das aus dem Körnerschen Sing-Verein von 1993 hervorgegangene Vocal Concert Dresden, und die ein Jahr später ins Leben gerufene Chursächsische Capelle Leipzig in der Nikolaikirche zu Gast. Die Leitung hatte Peter Kopp, der seit 1995 auch als Chordirigent beim Dresdner Kreuzchor tätig ist. Er hatte sich mit dieser Singgemeinschaft bereits wenige Tage zuvor auf einer mehrere Stationen berührenden Chorfahrt im Berliner Konzerthaus im Zusammenwirken mit dessen Orchester mit weihnachtlicher Kirchenmusik von Antonio Vivaldi, Johann Adolf Hasse, Johann David Heinichen und Baldassare Galuppi ausgezeichnet.

Weiterlesen

Drei Jahrzehnte Akademie für Alte Musik Berlin

Zur Weltspitze der Kammerorchester aufgestiegen

Ihr Name ist längst weltweit zum Begriff geworden. 1982 im damaligen Ostteil Berlins von jungen Orchestermusikern und Studenten zur authentischen Interpretation von Musik des 13. bis frühen 19. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten ins Leben gerufen, hat sich die Akademie für Alte Musik zu einem der international renommiertesten Ensembles seiner Spezies weit über die deutschen Grenzen hinaus hohe Anerkennung errungen und ein unverwechselbar eigenes Profil gewonnen. Die Anfänge waren unter den weithin unzureichenden Voraussetzungen, die die DDR zu bieten hatte, nicht leicht. Dennoch gelang es dem jungen Team und seinen zum großen Teil noch heute aktiven Initiatoren, mit Gastkonzerten und ersten Schallplattenaufnahmen auch jenseits der „Zonengrenze“ bekannt und bald sogar bewundert zu werden.

Weiterlesen

„Orfeo ed Euridice“ als Gemeinschaftsaufführung mit dem Staatstheater Cottbus auf der historischen Bühne des Neuen Palais Potsdam-Sanssouci

Auf dem Wege zu einer neuen Gluck-Renaissance ?

Vor 250 Jahren, am 5. Oktober 1762, erlebte Christoph Willibald Glucks erste Reformoper, „Orfeo ed Euridice“, am Wiener Burgtheater die Uraufführung ihrer Erstfassung in italienischer Sprache. Das Jubiläum gab den Anstoß für eine Wiederaufführung des Werkes im Rahmen der diesjährigen Potsdamer Winteroper im historischen Theatersaal des Neuen Palais am Park Sanssouci. Sie sollte höhere künstlerische Ansprüche erfüllen und fand daher in Koproduktion der Kammerakademie Potsdam und des Hans-Otto-Theaters mit dem Staatstheater Cottbus mit renommierten internationalen Gastsolistinnen in den tragenden Partien statt. Die Inszenierung übernahm dessen Intendant und langjähriger Operndirektor, Martin Schüler, dem auch die Initiative für das bedeutungsvolle Unternehmen zu danken war.

Weiterlesen

Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach in einer packenden Neuinszenierung am Staatstheater Cottbus

Geniales Meisterwerk – begeistert gefeiert

Kaum einer der nicht wenigen Komponisten des heiteren Musiktheaters aus dem 19. Jahrhundert hat während der letzten Jahrzehnte in Cottbus einen so umfangreichen, dankbaren, ja begeisterten Widerhall gefunden wie Jacques Offenbach. Für die ersten zwölf Jahre seines Bestehens verzeichnet die 2008 zur Hundertjahrfeier des Theaters am Schillerplatz erschienene Festschrift seltsamerweise noch keine Inszenierung der mehr als hundert zu einem guten Teil längst weltweit umjubelten Werke, die der 1881 viel zu früh, im Alter von erst 62 Jahren, nach langer, schwerer Krankheit Heimgegangene für das musikalische Theater geschaffen hat. Erst im April 1920 erlebte im Rahmen von Opernfestspielen sein unvollendet hinterlassenes letztes und wohl auch genialstes Werk, „Hoffmanns Erzählungen“, seine erste Premiere. In der Spielzeit 1931/32 folgte eine zweite Inszenierung. Vorausgegangen war zwei Jahre zuvor eins seiner weiteren Meisterwerke, „Orpheus in der Unterwelt“. Unter dem NS-Regime, von 1933 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs im Mai 1945, war Offenbach, durch seine jüdische Herkunft bedingt, im gesamten Deutschland zum Schweigen verurteilt. In Cottbus verging ein weiteres Jahr, bis „Hoffmanns Erzählungen“ wieder in den Spielplan zurückkehren konnten. Danach kam es endlich zu dem entscheidenden Durchbruch. Seit der Spielzeit 1951/52 verzeichnet die bereits erwähnte, von Birgit Mache herausgegebene Jahrhundert-Festschrift „Im Rampenlicht“ jeweils drei weitere „Hoffmann“- und „Orpheus“-Neuinszenierungen sowie nicht weniger als zwölf bisher noch nicht im Theater am Schillerplatz präsentierte Offenbach-Werke, unter ihnen „Madame Favart“, „Pariser Parfüm“, „Die Prinzessin von Trapezunt“, „Salon Pitzelberger“, „Die lockere Odette“, „Ritter Blaubart“, „La Périchole“, „Die Verlobung bei der Laterne“ und – als ganz besondere Entdeckung – die 1864 für Wien komponierte Große romantische Oper „Die Rheinnixen“, aus der 16 Jahre später die Barcarole als Einleitungsmusik für den 4. Akt von „Hoffmanns Erzählungen“ übernommen wurde.

Weiterlesen

Friedrich der Große und Graf Brühl – Geschichte einer Feindschaft

Drei Ausstellungen im Marstall des Pückler-Schlosses Branitz, in der einstigen Brühl-Residenz Pförten/Brody und der Forster Stadtkirche geben umfangreiche Aufschlüsse

von Maria-Brigitte und Wolfgang Hanke

1730 hatte Kronprinz Friedrich dem elf Jahre älteren Heinrich von Brühl noch überschwänglich applaudiert, als ihm der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. für das aufwändige Arrangement des „Zeithainer Lagers“ Preußens höchste Auszeichnung, den Schwarzen Adler-Orden, verlieh. Gut ein Jahrzehnt später, nachdem er selbst in der Nachfolge seines verstorbenen Vaters zum preußischen König gekrönt worden war, stand er ihm in erbitterter Feindschaft gegenüber. Den Konflikt ausgelöst hatten seine Bestrebungen, Schlesien zu erobern und möglichst auch Einfluss auf Sachsen zu gewinnen. Er verschärfte sich vollends seit 1756 im Siebenjährigen Krieg, dem 1740/42 und 1745 bereits erste „Schlesische“ Kriege zwischen Preußen, Sachsen und Österreich vorausgegangen waren.

Weiterlesen

Der zweite Band des Lexikons norddeutscher Orgelbauer erschien im Berliner Pape Verlag

Sachsen als eins der international tonangebenden Zentren des Orgelbaus

Mehr als 2000 Orgelbauer aus sieben Jahrhunderten verzeichnet der Sachsen und seiner Umgebung gewidmete zweite Band des Lexikons norddeutscher Orgelbauer, der Anfang August 2012 im Berliner Pape Verlag erschien. Das mutige Projekt, das auf weit über hundert Jahren umfangreicher Forschungsarbeiten basiert, wurde 2009 mit einem Band über Thüringen und Umgebung eröffnet, den Prof. Dr. Uwe Pape gemeinsam mit Wolfram Hackel, Gottfried Gille und Hermann Fischer herausgab. In absehbarer Zeit soll ein dritter Band folgen, der die Region Sachsen-Anhalt mit ihrem Umfeld erfasst. Vorausgegangen war seit 1985 auf Initiative von Prof. Pape im Fachgebiet AEDV/Wirtschaftsinformatik der Berliner Technischen Universität die Erstellung einer umfassenden Orgeldatenbank, die bisher bereits eine ganze Reihe von orgelgeschichtlichen Publikationen ermöglicht hat.

Weiterlesen

Ein Vierteljahrtausend Zeitgeschichte

250 Jahre Familie Mendelssohn in Berlin

Wieso feiern wir in diesem Jahr den 250. Gedenktag einer Familie, wo doch deren Stammvater, Moses Mendelssohn, bereits 1743, drei Jahre nach dem Machtantritt Friedrichs II., nach Berlin kam? Der tolerante Aufklärer, Philosoph, Bibelübersetzer, „Weltweise“, vom Freunde Lessing im „Nathan“ verewigt, war bereits als Vierzehnjähriger, rechtloser Jude, seinem Lehrer, dem Oberrabbiner Fränkel, aus Dessau nach Berlin gefolgt, um „allhier …..Geschmack an den Wissenschaften“ zu finden. Und weiter heißt es in einem Brief von 1774 „Übrigens bin ich nie auf einer Universität gewesen, habe auch in meinem Leben kein Collegium lesen hören…. indem ich alles durch Anstrengung und eigenen Fleiß erzwingen musste“.

Weiterlesen